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Toubkal – Die Besteigung des höchsten Bergs Nordafrikas

Seit 6 Wochen bin ich nun in Marokko. Nun wurde es mal wieder Zeit für eine neue Herausforderung: Die Wanderung bzw. Besteigung des Toubkal, der mit 4170 M.ü.M. der höchste Berg Nordafrikas ist und als eher einfach zu erklimmen gilt im Vergleich zu anderen 4000ern.

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Zusammenfassung

Auf couchsurfing.org fand ich im Forum von Marokko 3 nette Jungs, die das gleiche Ziel hatten. Ausserdem nahm ich noch den Marokkaner meines Vertrauens,  Houcine, mit auf die Tour. Mit 3 Marokkanern und einem Franzosen startete die Tour früh morgens um 6 Uhr in Marrakesch.
Nahe des Platzes Jema el Fna befinden sich die Taxis Richtung Imlil. Diese kosten ca. 40MaD (4 Euro/Person), Fahrt ca. 1 Stunde.
In Imlil angekommen, suchten wir noch einen netten Berber mit Maulesel, davon hat es genug in Imlil, der unser Gepäck für 150MaD (15Euro) hinauftransportierte zum Refuge, der Basis des Toubkal.
Wir wanderten bis zur Hälfte, einem kleinen Dorf, wo wir selber mitgebrachtes Gemüse und Sardinen zubereiteten und uns mit frisch gepresstem Orangensaft bewirten liessen.

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Essenszubereitung auf Marokkanisch

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Vor dem Unwetter...

Bis dahin war das Wetter gut und wir folgten weiter dem Weg Richtung Refuge, wobei die Landschaft immer kahler und steiniger wurde. Wolken zogen auf, es begann zu regnen. Wir kamen direkt in ein Gewitter mit Hagel, ausgerüstet mit nichts! Da der Mann, Mohammed, mit seinem Esel und unserem Gepäck schon davongezogen war, hatten wir keinen Regenschutz, Jacke oder sonstiges… Es blieb uns in den kurzen Shorts und T-Shirts nichts anderes übrig als zu kämpfen. Besonders die Mischung aus Kälte, Nässe und den Hagelkörnern auf der nackten Haut war eine besondere Herausforderung. Ich fror bis auf die Knochen…
(Der Wetterbericht hatte dies sogar vorausgesagt.) Da waren wir nun, wir hatten keine Wahl als zu beissen und kämpfen bis wir nach circa einer Stunde Kampf im Refuge ankamen.

Im Refuge angekommen, sofort unter die heisse Dusche?! Wunschdenken!! 🙂
Durchnässt, durchfroren und hundemüde kamen wir in der Herberge an, wobei wir die kostengünstigere des frz. Vereins für 105 MaD/Person gewählt hatten. Ich wollte einfach nur noch eine warme Dusche, aber das dauerte noch eine Weile. Wir sind hier nicht in der Schweiz, wo Kundenservice gross geschrieben wird. Kein Mensch kümmerte sich um mich, als ich die Herberge betrat, ich wartete erst mal eine ganze Weile bis der Typ von der Rezeption mit mir in Kontakt trat – er hatte gerade noch anderes zu erledigen. Bis alles geregelt war und ich unter der Dusche stand, verging mindestens noch eine halbe Stunde!
Abendessen war für marokkanische Verhältnisse ziemlich teuer (70MaD/7€/Person), dafür aber richtig lecker! Suppe, Tajine à la Hühnchen und Gemüse und Melone. Man bedenke,  dass hier alles mit Eseln hochtransportiert wird.
Geschlafen haben wir tief und fest, warme Decken gab es umsonst.

Um 7 Uhr morgens starteten wir dann unseren Weg Richtung Toubkalgipfel, wobei dies weniger ein Weg ist, sondern mehr ein steiler Geröllhaufen, den es zu erklimmen und erklettern gilt. Ich habe normalerweise ziemliche Höhenangst beim Wandern, doch da ging es irgendwie, es erschien mir nicht gefährlich, da die Steine recht gross und stabil sind. Es machte sogar richtig Spass! Einziges Problem: Der Sauerstoff wird dünner und man spürt die Muskeln und die Müdigkeit vom Vortag in den Beinen. Wir gingen recht gemächlich und machten viele Pausen. Pro Person ist eine Flasche Wasser à 1,5 Liter mitzunehmen, auf dem Weg hat es keinerlei Möglichkeit der Verpflegung ausser anderer Wanderer im Notfall. Obwohl wir das Gefühl hatten langsam unterwegs gewesen zu sein, dauerte unser Aufstieg gerade mal 3 lange, harte Stunden. Wir waren nur noch zu dritt unterwegs, da die anderen beiden die Kräfte verlassen hatten. Die beiden machten aber auch einen eher unsportlichen Eindruck. Wir 3 machen alle regelmässig Sport und waren fit, den Gipfel bis ganz oben zu besteigen.

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Refuge - Toubkal - "Wanderweg"

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Refuge - Toubkal -Weg zum Gipfel

Der Aufstieg ist steil und führt durch absolut trockene Steinlandschaft. Wir haben sogar 5 Seniorinnen aus Norwegen angetroffen,  die dieses Abenteuer wagten, wobei sie von allen vollsten Respekt ernteten!
Oben angekommen ist unbeschreiblich… Wunderschön, atemberaubend, 100%-ige Zufriedenheit mit sich selbst! Stolz, es geschafft zu haben! Und dann werden erst mal Bilder gemacht!! 🙂 Leider war mein Akku schon fast leer.

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Gipfel erreicht! 🙂

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Wunderschöne Aussicht...

Der Abstieg ist dann leider genauso steil und teilweise ganz schön rutschig wegen der kleinen Steinchen. Alle von uns dreien sind mehrmals hingefallen. Ich hab mir dabei 2 Fingerchen verstaucht, das gehört dann halt dazu. War schmerzhaft,  aber wiedermal blieb mir nichts anderes übrig als durchzubeissen. Glücklicherweise traf ich auf dem Weg eine Frau, die mir die Finger bandagierte. Auf dem Weg trifft man sowieso absolut nette und hilfsbereite Leute, das ist echt klasse! Man kämpft alleine, um hochzukommen, aber irgendwie kämpft man auch miteinander. Echt ein hammer Abenteuer,  das ich nicht missen möchte…

Wir blieben dann noch eine Nacht im Refuge, da die Müdigkeit gross war, wir sowieso genug Zeit mitgebracht hatten und die Berghüttenatmosphäre noch auskosten wollten. Der Abstieg nach Imlil verlief bester Laune.
Nachdem wir eine Pause gemacht hatten, rief Dida: „Habt ihr auch nichts vergessen?“ Wir schauten zurück, jeder dachte nach… „Seid ihr, sicher, dass ihr nichts vergessen habt?“, „Wir haben nichts vergessen, oder?“, „Doch, Dida habt ihr vergessen!!!“ 😀

In Imlil angekommen, assen wir erst noch eine lecker Tajine, bevor es mit dem Taxi wieder zurück nach Marrakesch,  bzw. weiter nach Essaouira ging.

Hier noch ein paar Eindrücke:

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Aussicht vom Gipfel, Toubkal

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Pause...


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Nahe bei Imlil

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Pflanzenwelt Refuge Toubkal


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Auf geht's!

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Start nahe Imlil

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Aufstieg Imlil - Refuge

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